*23.12.1918 · †10.11.2015
Mit dem Tod von Helmut Schmidt verlor Deutschland eine seiner prägendsten und verlässlichsten Stimmen. Der ehemalige Bundeskanzler, Staatsmann und Publizist war eine moralische Instanz und eine feste Größe in der deutschen Politik und Gesellschaft. Über seine aktive Zeit hinaus blieb er ein Mensch, der sich für die Belange der Bürger einsetzte, oft unbequem, immer mit klaren Worten und großer Entschlossenheit.
Ein Leben im Dienst der Verantwortung
Helmut Schmidt prägte die deutsche Nachkriegspolitik entscheidend mit. Als Politiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) stand er für Integrität, Verantwortungsbewusstsein und den Mut, schwierige Entscheidungen zu treffen. Von 1974 bis 1982 führte er das Land als Bundeskanzler durch Krisenzeiten – von den wirtschaftlichen Herausforderungen der Ölkrise bis hin zur Bedrohung durch den Terror der Roten Armee Fraktion. In all diesen Momenten bewies Schmidt eine beeindruckende Standfestigkeit und setzte auf einen rationalen, pragmatischen Weg, der Sicherheit und Stabilität in den Vordergrund stellte.
„In der Krise beweist sich der Charakter.“
Helmut Schmidt
Mit der Hamburger Sturmflut von 1962 – während der er als Innensenator im Einsatz war – begann Helmut Schmidt als „Krisenmanager“ nationale Bekanntheit zu erlangen. Seine entschlossene und schnelle Reaktion in einer bedrohlichen Lage wurde sein Markenzeichen und prägte seinen weiteren politischen Stil.
Ein Staatsmann, der über die Grenzen hinausblickte
Schmidt war nicht nur ein Kanzler der Deutschen, sondern ein wahrer Weltbürger, der die internationale Politik stets im Blick behielt. Er setzte sich vehement für die europäische Zusammenarbeit ein und warnte früh vor einer Abkehr vom Zusammenhalt des Kontinents. In Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik zeigte er ein tiefes Verständnis für die globalen Zusammenhänge und die Rolle Deutschlands in der Welt. Sein Wissen und seine Weitsicht waren wegweisend, und noch Jahrzehnte später wurde seine Meinung zu weltpolitischen Themen mit Respekt gehört.
Ein Denker, der zum Diskurs anregte
Auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik blieb Schmidt dem öffentlichen Leben treu. Als Herausgeber der Wochenzeitung Die Zeit und in zahlreichen Interviews und Publikationen wurde er zur kritischen Stimme und zum scharfsinnigen Kommentator des Zeitgeschehens. Er scheute sich nicht, unbequeme Wahrheiten anzusprechen, und setzte auf eine klare, kompromisslose Sprache. Dabei bewahrte er sich stets einen Blick für das Wesentliche und verband seinen nüchternen Stil mit einem tiefen, unerschütterlichen Pflichtbewusstsein.
Ein Vermächtnis für Deutschland
Helmut Schmidt hinterließ Deutschland mehr als nur politische Errungenschaften – er hinterließ Werte. Sein Sinn für Verantwortung, seine Standhaftigkeit und sein Mut, auch in schwierigen Zeiten zu handeln, prägten Generationen und bleiben Teil seines Erbes. Er lehrte uns, dass ein verantwortungsvolles Handeln oft bedeutet, Entscheidungen zu treffen, die nicht immer populär sind, aber notwendig.
Schmidt stand für eine Politik des klaren Denkens und des unermüdlichen Arbeitens, ohne sich je vom Wind des Zeitgeistes beirren zu lassen. Er war ein Mann des Verstandes und der Tat, ein Vorbild für Menschen in Deutschland und weit darüber hinaus.
In tiefer Dankbarkeit verneigen wir uns vor Helmut Schmidt, einem Kanzler, einem Staatsmann und einem moralischen Kompass.
Möge er in Frieden ruhen, und mögen seine Werte uns weiterhin leiten.